Winterschlaf: Schildkröten richtig überwintern
Bei Schildkröten handelt es sich um wechselwarme Tiere. Fällt ihre Körpertemperatur unter einen bestimmten Wert, fallen sie in die Winterstarre. In diesem Zustand verlangsamen sich sowohl der Herzschlag als auch die Atmung. Zudem kommt die Verdauung der Reptilien praktisch zum Erliegen.
Warum die Winterruhe so wichtig ist und worauf Sie beim Überwintern Ihrer Schildkröten achten müssen, erklären wir Ihnen im Folgenden.
Schildkröte überwintern: Winterschlaf oder Winterstarre?
Genau genommen halten Schildkröten keinen Winterschlaf. Stattdessen spricht man bei ihnen von Winterstarre. Denn obwohl beide Begriffe häufig synonym verwendet werden, unterscheiden sie sich deutlich.
Beim Winterschlaf, der von einigen Säugetieren wie Igeln und Murmeltieren gehalten wird, werden die Körperfunktionen zwar ebenfalls sehr stark zurückgefahren. Im Gegensatz zu wechselwarmen Tieren wie Schildkröten können Tiere, die Winterschlaf halten, ihren Organismus jedoch eigenständig wieder aktivieren und zwischendurch durchaus auch wach werden und nach Futter suchen.
Die Winterstarre einer Schildkröte ist hingegen nichts, was das Tier eigenständig regulieren kann. Um aus ihrer Winterruhe wieder zu erwachen und ihre Körperfunktionen hochzufahren, sind Schildkröten daher zwingend auf einen Anstieg der Umgebungstemperaturen angewiesen.
Warum ist die Winterstarre für Schildkröten wichtig?
Schildkröten sind wechselwarme Tiere. Sie können ihren Körper somit nicht einfach selbst auf einer bestimmten Temperatur halten, sondern sind dabei auf die Umgebungstemperaturen angewiesen.
Je nach Lebensraum scheint im Winter kaum Sonne und das Nahrungsangebot ist stark eingeschränkt. Um nicht zu erfrieren oder zu verhungern, verfallen viele Schildkröten daher in Winterstarre.
Zu diesem Zweck verlangsamen sie vom Stoffwechsel über die Atmung bis hin zum Herzschlag alle wichtigen Körperfunktionen. Zuvor aufgebaute Fettreserven sorgen dafür, dass Schildkröten während dem Überwintern ausreichend versorgt sind.
Brauchen alle Schildkröten eine Winterstarre?
Ob Ihre Schildkröten eine Winterstarre machen müssen, hängt von den Lebensumständen der Tiere in ihrer natürlichen Umgebung ab. Wasser- und Landschildkröten, die in der freien Natur eine Winterstarre durchlaufen, benötigen diese auch, wenn sie als Haustier gehalten werden.
Das ist immer dann der Fall, wenn die Temperaturen während der Wintermonate unter einen Wert von ungefähr acht Grad fallen. Viele Schildkröten fühlen sich während ihrer Winterstarre bei Temperaturen zwischen vier und sechs Grad am wohlsten.
Können Schildkröten beim Überwintern sterben?
Grundsätzlich besteht bei Schildkröten durchaus ein gewisses Risiko, dass sie ihre Winterstarre nicht überleben. Zu den Risikofaktoren zählen neben einem schwachen Immunsystem und Krankheiten vor allem fehlende Vorbereitungsmaßnahmen.
Um die Wahrscheinlichkeit für ein Ableben während der Winterstarre zu senken, ist es wichtig, dass Schildkröten korrekt auf das Überwintern vorbereitet und unmittelbar davor nicht normal gefüttert oder bei zu hohen Umgebungstemperaturen gehalten werden. Zudem sollte bei Schildkröten, die an einer Krankheit leiden, generell keine Winterstarre eingeleitet werden.
Schildkröten auf die Winterstarre vorbereiten
Werden Schildkröten im Freien gehalten, bereiten sich diese im Normalfall selbstständig auf die Winterstarre vor, indem sie das Fressen einstellen und ihren Darm weitgehend entleeren.
Bei der Haltung im Frühbeet sollte die Temperatur über einen Zeitraum von vier Wochen schrittweise reduziert werden. Das gilt auch für die Haltung in einem Terrarium.
Etwa eine Woche vor der Winterstarre sollten die Schildkröten dann nicht mehr gefüttert werden. Um ein Entleeren des Darms zu gewährleisten, ist es zudem ratsam, die Tiere vor dem Überwintern lauwarm zu baden.
Wo sollte man Schildkröten überwintern?
Nimmt die Aktivität der Tiere zunehmend ab, ist es an der Zeit, jedes Tier in einer eigenen Überwinterungskiste unterzubringen. In dieser muss sich die Schildkröte komplett eingraben können. Dafür muss die Kiste eine ausreichende Größe haben. Zudem sollte sie mit einer Erdschicht sowie eine Mischung aus Moos und Laub gefüllt sein.
Die Kiste muss an einem dunklen Ort untergebracht werden. Zu diesem Zweck kommen beispielsweise der Keller oder die Garage infrage. Allerdings sind konstante Temperaturen für das Überwintern von Schildkröten sehr wichtig, was sich in Garage und Keller mitunter als problematisch erweisen kann.
Im Freigehege gehaltene Schildkröten können sich grundsätzlich auch selbst eingraben. Allerdings ist das Überwintern im Garten aufgrund möglicher Temperaturschwankungen mit erheblichen Risiken verbunden. Wir empfehlen Ihnen daher, Ihre Schildkröten für die Winterstarre in Überwinterungskisten unterzubringen.
Schildkröten im Kühlschrank überwintern
Statt der Unterbringung im Keller bietet sich ein Kühlschrank für das Überwintern von Schildkröten an. Dort lässt sich die Temperatur genau regulieren, sodass es zu keinen Problemen kommen kann. Allerdings sollte dieser dann ausschließlich als Winterquartier dienen und nicht gleichzeitig auch für die Lagerung von Nahrungsmitteln genutzt werden.
Achten Sie darauf, dass die Temperatur im Kühlschrank vier bis sieben Grad beträgt und vermeiden Sie es, dass die Kisten, in denen sich Ihre Schildkröten befinden, die Rückwand berühren, da diese in der Regel zu kalt ist.
Um eine ausreichende Sauerstoffversorgung Ihrer Schildkröten sicherzustellen, sollten Sie den Kühlschrank einmal täglich öffnen. Davon abgesehen sollte er nach Möglichkeit geschlossen bleiben, um den Winterschlaf der Schildkröten nicht unnötig zu stören.
Regelmäßige Kontrolle während der Winterstarre
Obwohl es sich bei der Winterstarre um etwas ganz Natürliches handelt, ist es beim Überwintern im Haus wichtig, dass Sie alle vier Wochen kontrollieren, ob es Ihren Schildkröten gut geht. Nehmen Sie sie zu diesem Zweck aus ihren Überwinterungsboxen heraus, unterziehen Sie sie einer optischen Kontrolle und wiegen Sie die Tiere. Insgesamt dürfen Schildkröten während ihrer Winterstarre maximal ungefähr 10 Prozent ihres Gewichts verlieren.
Dauer der Winterstarre bei Schildkröten
Die Dauer der Winterstarre kann bei Schildkröten je nach Herkunft der Tiere variieren. In der Regel können Sie von einem Zeitraum zwischen drei und fünf Monaten ausgehen. Beim Überwintern im Freien richtet sich die Dauer nach den herrschenden Temperaturen. Meist geht die Winterstarre dann von November bis Mai. Wenn kein Nachtfrost mehr herrscht, erwachen die Tiere wieder aus ihrer Winterruhe.
Schildkröten langsam aus der Winterstarre holen
Es ist wichtig, dass Sie Ihre Schildkröten langsam aus der Winterstarre holen. Erhöhen Sie die Umgebungstemperatur zu diesem Zweck über einige Tage Schritt für Schritt und geben Sie den Tieren die Möglichkeit, munter zu werden, bevor sie wieder in den Garten oder in die Wohnung umziehen dürfen.
Fehlender Winterschlaf macht Schildkröten krank
Möglicherweise haben Sie am Anfang Bedenken und fürchten, dass Ihre Schildkröte während der Winterstarre verstirbt. Für derartige Sorgen besteht jedoch kein Grund. Tatsächlich kann die fehlende Winterruhe bei Schildkröten, die auch in der freien Natur in Winterstarre verfallen, zahlreiche Probleme verursachen.
Dazu zählt unter anderem ein zu schnelles Wachstum, da die normalerweise mit dem Überwintern einhergehende Fastenphase entfällt. Sofern Schildkröten gesund sind, gehört die Winterstarre zu einer artgerechten Haltung der Tiere daher einfach dazu.
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